Auf den ersten Blick erscheint es absurd: Peking verkündete vor einer Woche, dass Chinas Wirtschaft im vergangenen Jahr um 5,2 Prozent gewachsen sei, und kurz darauf analysiert die deutsche Bundesbank die Folgen für den möglichen Fall, dass Chinas Wirtschaft innerhalb von zwei Jahren um neun Prozent einbricht. Haben in Frankfurt unlautere Crash-Propheten das Ruder übernommen?
Nein: Man ist sich dort vielmehr zum einen bewusst, dass den offiziellen Zahlen aus dem Land der Mitte nicht mehr zu trauen ist. Zum anderen ist in China gerade eine gigantische Immobilienblase geplatzt, und dies wird auf Jahre schwere Folgen haben.
Denn zusammenbrechende Immobilienmärkte sind so ziemlich das Schlimmste, was einer Volkswirtschaft passieren kann. Japan hat sich bis heute nicht völlig vom Immobilien-Crash Ende der 80er-Jahre erholt, der Absturz in den USA 2008 führte fast zum Zusammenbruch des Finanzsystems, und nur jahrelange Nullzinsen und Hunderte an Milliarden vom Staat konnten es stabilisieren.
Selbst wenn Chinas Wirtschaft daher nicht in dem Maße schrumpft, wie die Bundesbank es in ihrem Szenario an die Wand malt, so muss man doch davon ausgehen, dass das Wachstum auf Jahre hinaus anämisch bleiben wird. Die Zeiten des rasanten Aufschwungs sind für China endgültig vorbei, und das trifft vor allem jenes Land, das am meisten von diesem Aufstieg profitierte: Deutschland.
Die hiesigen Unternehmen lieferten alles, was China auf dem Weg nach oben brauchte. Das befeuerte die deutsche Konjunktur, ließ die Gewinne der Unternehmen sprudeln und die Steuereinnahmen.
Damit ist nun Schluss. Die Unternehmen müssen sich darauf einstellen, müssen sich neue Absatzmärkte erschließen, vielleicht auch ihre Geschäftsmodelle umbauen. Und die Politik muss sich damit anfreunden, dass Deutschlands Wirtschaft und damit auch die Einnahmen des Staates auf Jahre kaum noch wachsen werden.
Dadurch wird es weniger zu verteilen geben. Das sollte die wichtigste Botschaft der Bundesbank-Analyse für die Politik sein.