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Wirtschaft Supermarkt-Einkauf

Rewe verspricht das Ende der Preisexplosion

Redakteur Wirtschaft & Innovation
Rewe verzeichnete im Jahr 2023 ein Gewinn von 736,2 Millionen Euro Rewe verzeichnete im Jahr 2023 ein Gewinn von 736,2 Millionen Euro
Rewe verzeichnete im Jahr 2023 ein Gewinn von 736,2 Millionen Euro
Quelle: picture alliance/CHROMORANGE/Marcel Ibold
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In den vergangenen beiden Jahren sind die Preise in den Supermärkten teilweise im zweistelligen Prozentbereich gestiegen. Rewe-Chef Souque stellt jetzt ein Ende in Aussicht. Ein entscheidender Machtkampf sei beendet.

Worum geht es

Rewe-Chef Lionel Souque stellt ein Ende der Preiserhöhungen im Supermarkt in Aussicht. Für das laufende Jahr erwarte er nur noch ein bis zwei Prozent Preiserhöhungen – nach zwei Jahren mit zum Teil deutlich zweistelligen Preiszuwächsen.

„Die Marken-Hersteller haben gemerkt, dass die Endverbraucher das nicht mehr mitmachen“, sagte Souque bei der Vorstellung der Bilanzzahlen. Sein eigenes Unternehmen habe hingegen von den Preiserhöhungen nicht profitiert, behauptete er.

Souque profiliert sich bereits seit Beginn der Inflationswelle vor zwei Jahren als Kämpfer für niedrige Preise – auch gegen die Zulieferer. Zeitweise gab es daher deutliche Regallücken etwa bei Kellogg’s und Mars, weil sich beide Seiten nicht einigen konnten.

„Mit großen internationalen Lieferanten haben wir zum Teil sehr hart verhandelt – da ging es bei einigen schon im Kern darum, nicht komplett das Augenmaß dafür zu verlieren, was sich unsere gemeinsamen Kunden leisten können und wollen“, erklärte Souque. Die Machtkämpfe seien nun überwunden, sagte der 52-jährige Franzose. Es gebe kaum noch Forderungen nach Preiserhöhungen, teils würden sogar Lieferpreise gesenkt.

In der Branche ist es üblich, dass die Industrie auf steigende Kosten für Rohstoffe und Produktion verweist. Damit begründen die Hersteller gern vermeintlich unvermeidliche Preiserhöhungen – aktuell angesichts steigender Kakao-Preise etwa die Süßwarenhersteller. Auch die deutschen Brauer sind Meister im Ausrufen von Preiserhöhungen, die oftmals gar nicht kommen.

Das ist in der Regel ein Signal an den Handel, in den Preisverhandlungen nachgiebig zu sein – mit ungewissen Erfolgsaussichten. Denn umgekehrt erklärt der Einzelhandel gern öffentlich, der Spielraum für Preiserhöhungen sei erschöpft. Schließlich sind niedrige Preise für viele Kunden entscheidend bei der Auswahl des Ladens für den Wocheneinkauf.

Rewe verspricht, durch Eigenmarke mitzuhalten

Daher sind die vier großen deutschen Händler – Edeka, Rewe, Aldi und Lidl – erpicht darauf, nicht mehr zu zahlen als die Konkurrenz, um wettbewerbsfähige Preise halten zu können. Das gilt zumindest für viel beachtete Preise wie etwa für Milch und Butter.

Rewe etwa verspricht, mit seiner Eigenmarke „Ja!“ stets mit den Preisen der beiden großen Discountern Aldi und Lidl mitzuhalten. Die beiden Rivalen haben in der Inflationszeit deutlich an Kunden und Marktanteil gewonnen, zulasten der Supermärkte und sogar des Biohandels.

Rewe und Edeka reagieren darauf mit der Betonung von günstigen Angeboten im eigenen Sortiment. Zuletzt sei der Umsatz-Anteil der Eigenmarken denn auch deutlich gestiegen – auf 28 Prozent bei Rewe und 48 Prozent bei der Discount-Tochter Penny, erklärte Souque.

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Angesichts des Preisdrucks klagen etwa die Bauernverbände über die Einkaufsmacht der vier großen Händler. Sie fordern von der Politik, ihre Stellung gegenüber dem Handel zu verbessern. Die Bundesregierung hat bereits zugesagt, hierfür Vorschläge zu machen.

Rewe beziehe die meisten Produkte gar nicht direkt von Landwirten, beteuerte Souque dagegen. Eine Ausnahme seien regionale Bauern, mit denen Rewe besonders partnerschaftlich umgehe. Seit Beginn der Bauernproteste stehe der Händler zudem mit der Landwirtschaft besonders intensiv in Gesprächen. Zudem habe Rewe selbst „in Preise investiert“, also auf Gewinnmarge verzichtet.

Umsatz der Rewe-Gruppe steigt deutlich

In den Rewe-Zahlen für das Jahr 2023 zeigt sich das Vorkämpfertum für den Billigpreis jedoch nicht – zumindest nicht auf Ebene der gesamten Rewe-Gruppe, die neben dem Deutschlandgeschäft von Rewe, Penny und Toom-Baumärkten auch Penny-Märkte im Ausland, den Lekkerland-Großhandel und die Touristiksparte um Dertour umfasst. Der Umsatz stieg um 8,9 Prozent auf 92,3 Milliarden Euro.

Der Gewinn legte sogar um 46,2 Prozent auf 736,2 Millionen Euro zu. Damit liegt er wieder auf dem Niveau von 2021, also dem Jahr vor Beginn des Ukraine-Kriegs und den deutlichen Preissteigerungen bei den Lebensmitteln.

Das Gewinnplus bedeute aber nicht, dass Rewe im Lebensmittelgeschäft üppig verdient habe, versicherte Souque. Schließlich verweist er selbst gern auf Gewinnsprünge bei Herstellern, wenn es darum geht, Preise zu drücken.

Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender der Rewe-Gruppe
Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender der Rewe-Gruppe
Quelle: picture alliance/dpa/Rolf Vennenbernd

Das Rewe-Plus stamme nicht aus dem Einzelhandel, sondern aus dem Touristikgeschäft. Die Sparte steuere nach 200 Millionen Euro operativem Jahresverlust nun 100 Millionen Euro Gewinn zu. Die operative Rendite im Konzern liege damit bei 2,2 Prozent und damit nur 0,3 Prozentpunkte über dem Vorjahr. Der Tourismus litt bis vor zwei Jahren unter den Beschränkungen infolge der Corona-Pandemie.

Die Gewinnmargen im Einzelhandelsgeschäft bei Rewe und Penny – also das, was der Händler auf seine Einkaufspreise aufschlägt – stünden weiterhin unter Druck, beteuerte Einkaufschef Hans-Jürgen Moog. Entlastung bei den Kosten brächten lediglich sinkende Energiepreise, etwa für Kühlschränke und Laden-Heizungen. Auf der anderen Seite seien steigende Ladenmieten zu erwarten.

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Der Rivale und Marktführer Edeka hat seine Zahlen für 2023 bisher nicht vorgelegt. Für 2022 hatten die Hamburger ein Umsatzplus von 5,6 Prozent auf 66,2 Milliarden Euro gemeldet.

Rewes mögliches Investitionsfeld

Für den Gewinn der ebenfalls genossenschaftlich organisierten Rewe-Gruppe hat Souque bereits ein mögliches Investitionsfeld ausgemacht. Der Schnelllieferdienst Flink, an dem Rewe zwölf Prozent der Anteile hält, ist erneut auf Geldsuche.

Laut „Crunchbase“ sind bislang von allen Investoren zusammen rund eine Milliarde Euro an Flink geflossen. Falls die beteiligten Risikokapitalgeber mitzögen, sei Rewe bereit, erneut etliche Millionen Euro nachzuschießen. Andernfalls sei auch ein Verkauf an einen Rivalen, etwa Getir, denkbar, sagte Souque.

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Strategisch wichtiger sei das eigene Liefergeschäft sowie Abholstationen in Rewe-Märkten. Flink liefert Lebensmittel in Großstädten direkt nach Bestellung per App. Zuletzt hatte sich der Dienst allerdings aus mehreren Städten zurückgezogen und auf Deutschland und die Niederlande fokussiert.

Edeka setzt auf ein anderes Konzept, das als kosteneffizienter gilt. Die Hamburger sind am Lieferdienst Picnic beteiligt, der auf Vorbestellung von mindestens einem Tag zustellt. Picnic hat zuletzt sein Geschäft unter anderem nach Hamburg und Berlin expandiert und agiert auch in wenig dicht besiedelten Gebieten.

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