Das biografische Epos „Oppenheimer“ über den Erfinder der Atombombe ist mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet worden. Außerdem wurde „Oppenheimer“-Regisseur Christopher Nolan bei der Gala der US-Filmakademie am Sonntagabend in Hollywood mit dem Regie-Oscar geehrt, der Hauptdarsteller des Films, Cillian Murphy, erhielt ebenfalls eine der begehrten Trophäen. Insgesamt staubte der Streifen sieben Auszeichnungen ab.
Das britische Auschwitz-Drama „The Zone of Interest“ von Jonathan Glazer hat den Oscar für den besten internationalen Film gewonnen. Damit gingen der in dieser Kategorie nominierte deutsche Beitrag „Das Lehrerzimmer“ von Ilker Çatak und der für Japan nominierte Film „Perfect Days“ von Wim Wenders leer aus.
„The Zone of Interest“ folgt dem Alltag der Familie von KZ-Kommandant Rudolf Höß, die direkt neben dem KZ Auschwitz lebt. Mit Sandra Hüller und Christian Friedel spielen zwei Deutsche die Hauptrollen in diesem fünffach nominierten Drama.
Bei der Verleihung holte die groteske Komödie „Poor Things“ vier Oscars – für das Kostümdesign, das Maskenbild und auch das Produktionsdesign. Emma Stone erhält den Preis als beste Hauptdarstellerin. Der Oscar für die beste Nebendarstellerin ging an Da‘Vine Joy Randolph. Die 37-Jährige erhielt die Trophäe für ihre Rolle in dem Drama „The Holdovers“ und bedankte sich tränenreich.
Der Oscar für das beste Originaldrehbuch wurde Justine Triet und Arthur Harari für „Anatomie eines Falls“ überreicht. „Dies wird mir durch meine Midlife-Crisis helfen“, sagte Triet in ihrer Dankesrede. Die Auszeichnung für das beste adaptierte Drehbuch ging an Cord Jefferson für den Film „American Fiction“, der die Filmbranche dazu aufrief, anstelle weniger sehr teurer Filme öfter in mehr kleinere Projekte zu investieren. Als Animationsfilm wurde „Der Junge und der Reiher“ (Hayao Miyazaki und Toshio Suzuki) ausgezeichnet.
Moderator Jimmy Kimmel machte zum Auftakt der diesjährigen Verleihung gleich mehrere Scherze und betonte, dass nach Meinung vieler auch Regisseurin Greta Gerwig für einen Oscar hätte nominiert werden sollen. Ihr Film „Barbie“ ist zwar mehrfach nominiert, allerdings nicht für die beste Regie.
Für den Hingucker des Abends sorgt John Cena: Beim Preis fürs beste Kostümdesign trat der Ex-Wrestling-Star nackt auf. „Kostüme sind sehr wichtig“, sagte der 46-Jährige trocken, als er sich den großen Umschlag vor den Schritt hielt und ansonsten nur Birkenstocks trug. Der Hingucker-Auftritt in Zusammenarbeit mit Moderator Jimmy Kimmel, der ihm später flugs einen Umhang überwarf, erinnerte an einen Skandal vor 50 Jahren. 1974 rannte während einer Moderation von David Niven ein Flitzer über die Oscar-Bühne. Das TV-Publikum des 70er-Jahre-Amerikas war überrascht, viele waren schockiert, dass so etwas passieren kann.
Über Schauspielerin Hüller, die für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert ist, sagte Moderator Kimmel: „Sandra spielt in „Anatomie eines Falls“ eine Frau, die wegen Mordes an ihrem Ehemann vor Gericht steht, und in „The Zone of Interest“ eine Nazi-Hausfrau, die in der Nähe von Auschwitz lebt. Während dies für amerikanische Kinobesucher sehr schwere Themen sind, nennt man sie in Sandras Heimat Deutschland Rom-Coms.“
Alle Gewinner im Überblick
Bester Film: „Oppenheimer“ (Produktion: Christopher Nolan, Charles Roven, Emma Thomas)
Bester internationaler Film: die britische Produktion „The Zone of Interest“ von Jonathan Glazer
Regie: Christopher Nolan für „Oppenheimer“
Hauptdarstellerin: Emma Stone („Poor Things“)
Hauptdarsteller: Cillian Murphy („Oppenheimer“)
Nebendarstellerin: Da‘Vine Joy Randolph („The Holdovers“)
Nebendarsteller: Robert Downey Jr. („Oppenheimer“)
Kamera: Hoyte van Hoytema für „Oppenheimer“
Original-Drehbuch: Justine Triet und Arthur Harari für „Anatomie eines Falls“
Adaptiertes Drehbuch: Cord Jefferson für „Amerikanische Fiktion“ („American Fiction“)
Schnitt: Jennifer Lame für „Oppenheimer“
Filmmusik/Original Score: Ludwig Göransson für „Oppenheimer“
Filmsong: aus „Barbie“ das Lied „What Was I Made For?“ (Billie Eilish/Finneas O‘Connell)
Produktionsdesign/Szenenbild: „Poor Things“ (Shona Heath, Zsuzsa Mihalek, James Price)
Ton/Sound: „The Zone of Interest“ (Johnnie Burn und Tarn Willers)
Visuelle Effekte: „Godzilla Minus One“ (Japan)
Animationsfilm: „Der Junge und der Reiher“ (Hayao Miyazaki und Toshio Suzuki)
Animations-Kurzfilm: „War Is Over! Inspired by the Music of John & Yoko“ (Brad Booker und Dave Mullins)
Dokumentarfilm: „20 Tage in Mariupol“ (Mstyslaw Tschernow, Raney Aronson-Rath und Michelle Mizner)
Dokumentar-Kurzfilm: „The Last Repair Shop“ (Kris Bowers und Ben Proudfoot)
Make-up/Hairstyling: „Poor Things“ (Mark Coulier, Nadia Stacey und Josh Weston)
Kostümdesign: Holly Waddington für „Poor Things“
Kurzfilm (Live Action Short Film): „Ich sehe was, was du nicht siehst“ (The Wonderful Story of Henry Sugar) von Wes Anderson und Steven Rales